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Österreich: BewerberInnen scheitern an fehlenden Fach- und Grundkenntnissen

PbEB

Viele österreichische Unternehmen vermissen bei den Bewerbungen, die sie erhalten, ganz grundlegende Qualifikationen: 36% vermissen fachliche Qualifikationen, die für den Beruf unmittelbar nötig sind. Und 34% der Unternehmen stellen mangelnde Lese-, Schreib- und Rechenkenntnisse fest.

Der »Tag der Weiterbildung« findet in Österreich am 4. Juni 2014 bereits zum sechsten Mal statt. Der Veranstalter, die »Plattform für berufsbezogene Erwachsenenbildung« (PbEB), präsentiert aus diesem Anlass die Studie »Weiterbildung 2014«. Sie wurde vom Marktforschungsinstitut MAKAM Research durchgeführt und beruht auf einer repräsentativen Befragung 500 heimischer Unternehmen mit über 20 Beschäftigten. Befragt wurden Führungskräfte und Personalverantwortliche im ersten Quartal 2014.

Die Ergebnisse:

Bewerbungen: Frauen besser als Männer

Besonders detailliert ließ die PbEB im Rahmen der aktuellen Studie untersuchen, wie zufrieden die Unternehmen mit den Bewerbungen, aber auch mit der Qualifikation von BewerberInnen und neuen Beschäftigten sind. »Überraschend für uns war, dass Bewerberinnen deutlich besser bewertet werden als Bewerber«, so PbEB-Sprecher Knett. Zwar ortet nur ein Fünftel der österreichischen Betriebe geschlechtsspezifische Unterschiede. Aber bei diesen fällt das Urteil ganz klar zugunsten der Frauen aus: 88% der Unternehmen empfinden die Bewerbungen der Frauen besser. Nur 12% bewerten jene von Männern besser.

Doch nicht nur nach Geschlecht, sondern auch nach Bildungsniveau gibt es große Unterschiede: Während mit den Bewerbungen insgesamt nur 14% der Unternehmen unzufrieden sind, sind immerhin 24% der heimischen Personalchefs und Führungskräfte mit den Bewerbungen von Pflichtschul- AbsolventInnen unzufrieden.

BewerberInnen scheitern an fehlenden Fach- und Grundkenntnissen

Wenn Bewerbungsunterlagen einen schlechten Eindruck hinterlassen, so liegt das nach Angaben der Unternehmen vor allem an folgenden Gründen:

  •  36% geben an, dass fachliche Qualifikationen der BewerberInnen fehlen
  •  35% fanden den persönlichen Eindruck nicht überzeugend
  •  34% stellten mangelnde Grundkenntnisse fest (Schreiben, Lesen, Rechnen)
  •  28% beurteilen Bewerbungen wegen der formalen Aufbereitung negativ

»Wir gehen davon aus, dass gerade die Unterlagen von Pflichtschul-AbsolventInnen wegen der mangelnden Grundkenntnisse negativ beurteilt werden«, meint Knett: »Unterlagen, die fehlerhaft und schlecht aufbereitet sind, werden auch mit mangelndem Engagement assoziiert«.

Und Engagement ist eine wichtige Eigenschaft, wie auch die Studie zeigt: Die Personalchefs und Führungskräfte beurteilten die Bedeutung von Qualifikationen, die BewerberInnen mitbringen sollten.

Hier die Reihung der 12 Top-Qualifikationen:

Platz 1: Grundkenntnisse wie Schreiben, Lesen, Rechnen
Platz 2: Engagement und Eigenmotivation
Platz 3: Flexibilität
Platz 4: Kommunikative Fähigkeiten
Platz 5: Soziale Kompetenz
Platz 6: Kritikfähigkeit
Platz 7: Sensibilität für Compliance
Platz 8: EDV-Anwenderkenntnisse
Platz 9: Kaufmännische Fähigkeiten
Platz 10: Technische Fähigkeiten
Platz 11: Interkulturelle Fähigkeiten
Platz 12: Fremdsprachenkenntnisse

»Auch Fremdsprachenkenntnisse können für viele Tätigkeiten ein entscheidendes Kriterium sein, sich für einen bestimmten Bewerber oder eine Bewerberin zu entscheiden. Der Unterschied zu den topgereihten Qualifikationen ist: Grundkenntnisse und Soft Skills braucht jeder Beschäftigte, Fremdsprachenkenntnisse und interkulturelle Fähigkeiten sind dagegen nur für bestimmte Tätigkeiten wichtig«, interpretiert Knett die Ergebnisse.

Die PersonalchefInnen und Führungskräfte wurden auch gefragt, wie gut sie die Qualifikationen von bereits eingestellten, neuen MitarbeiterInnen einschätzen. Fehlende Grund- und Fachkenntnisse, die viele Unternehmen bei den BewerberInnen feststellen, sind hier nicht mehr das Thema. Allerdings gibt es vor allem bei folgenden Soft Skills eine deutliche Abweichung zwischen gewünschten und tatsächlich vorhandenen Qualifikationen neuer MitarbeiterInnen:

  • Engagement und Eigenmotivation
  • Kritikfähigkeit
  • Flexibilität
  • Kommunikativen Fähigkeiten
  • Sozialer Kompetenz

»Bei einer großen Auswahl an BewerberInnen entscheiden sich die Unternehmen natürlich für jene, die bereits nachweislich gute Grundkenntnisse und fachliche Qualifikationen mitbringen. Oft zeigt sich aber erst in der Zusammenarbeit, welche Soft Skills die neuen MitarbeiterInnen tatsächlich haben und wo solche fehlen«, erklärt PbEB-Sprecher Knett die Unzufriedenheit vor allem in diesem Bereich.

Weiterbildung verbessert vor allem Fachqualifikationen

Weiterbildung könne vor allem Fachqualifikationen erfolgreich vermitteln, so die Meinung der Unternehmen: Gute bis sehr gute Effekte sehen die Unternehmen bei EDV-Anwenderkenntnissen, kaufmännischen und technischen Fähigkeiten sowie Grundkenntnissen wie Rechnen, Schreiben und Lesen. Auch Fremdsprachenkenntnisse und kommunikative Fähigkeiten könnten aus Sicht der Unternehmen im Rahmen von Weiterbildung gezielt vermittelt werden. Etwas weniger stark vertrauen die Unternehmen auf Weiterbildung, wenn es um Qualifikationen wie Kritikfähigkeit, soziale Kompetenzen oder Eigenmotivation geht.

»Es ist verständlich, dass die Unternehmen sich bei Fachqualifikationen stärker auf Weiterbildung verlassen. Wenn ein Mitarbeiter nicht weiß, wie er eine Maschine bedienen soll, kann er einen Kurs besuchen – und hat danach verlässlich die gewünschte Qualifikation. Wenn einem Arbeitnehmer kommunikative Fähigkeiten oder soziale Kompetenz fehlen, kann Weiterbildung zwar den nötigen Anstoß zur Verbesserung geben. Aber ein Kurs reicht nicht aus, das Unternehmen muss selbst auch etwas tun und begleitende Maßnahmen setzen, und natürlich muss die Bereitschaft des jeweiligen Beschäftigten vorhanden sein«, interpretiert Knett die Ergebnisse.

Bedeutungszuwachs von Marketing- und Verkaufstraining

Wie im Vorjahr wurden die Unternehmen im Rahmen der Studie »Weiterbildung 2014« auch gefragt, welche Bedeutung sie einzelnen Weiterbildungsmaßnahmen zuordnen. Den größten Konkurrenzvorsprung erwarten sich die Unternehmen noch immer durch Weiterbildung im Bereich Technik und Produktion (56 %; Vorjahr: 55 %). Deutlich wichtiger werden Marketing- und Verkaufstrainings (in diesem Jahr ebenfalls 56 %; Vorjahr: 46 %). Nach wie vor an dritter Stelle steht das Thema Persönlichkeitsentwicklung (51 %; Vorjahr: 47 %). Bei den genannten Zahlen handelt es sich um eine gewichtete Auswertung der wichtigsten, zweitwichtigsten und drittwichtigsten Weiterbildungsbereiche. »Wegen des zunehmenden Wettbewerbs treten viele Unternehmen eine Flucht nach vorne an: Marketing- und Verkaufstrainings sollen dazu beitragen, Marktanteile zu halten oder sie auszubauen. Bei schlechter Umsatzentwicklung im Gesamtmarkt ist Weiterbildung in den Bereichen Marketing und Verkauf umso wichtiger«, begründet Knett die steigende Bedeutung dieses Segments.

Auch methodisch tut sich einiges im Weiterbildungs-Bereich: Bereits in 23% der österreichischen Unternehmen wird E-Learning eingesetzt, und zwar vor allem für Produktschulungen und in den Bereichen Technik und Produktion, Informatik und EDV-Anwendungen sowie Verkaufstraining und Marketing.

Während einzelne Weiterbildungs-Bereiche und Methoden zwar wichtiger werden, halten die meisten Unternehmen ihre Weiterbildungsbudgets dennoch konstant. 66% haben 2014 gleich hohe Ausgaben wie im Vorjahr vorgesehen. 14% der Unternehmen haben mehr Budget für Weiterbildung eingeplant und 13% reduzieren ihre Ausgaben für Weiterbildung. (13.05.2014, prh)

Plattform für berufsbezogene Erwachsenenbildung (PbEB)

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