Ariadne Pfad:

Inhalt

Umfrage: Zu wenig Weiterbildung für Ingenieure

Die Weiterbildung in den Ingenieurberufen lässt auch nach der Wirtschaftkrise sehr zu wünschen übrig. Das ist das Ergebnis einer Umfrage, die das VDI Wissensforum im Rahmen seiner Weiterbildungsinitiative »VDI-educat-ING« durchgeführt hat. Demnach sind 55,3 Prozent der Befragten der Meinung, dass das eigene Unternehmen nicht genug Weiterbildung ermöglicht. Befragt wurden technische Fach- und Führungskräfte aus den Branchen Fahrzeugindustrie, Maschinen- und Anlagenbau, Kunststoffindustrie, Chemie/Pharma, Energie, Landtechnik und Bautechnik.

Nur 44,7 Prozent halten das Angebot für ausreichend. Dies offenbart eine deutliche Lücke zwischen Bedarf und Umsetzung: 90,3 Prozent der Befragten sind der Meinung, dass die Qualifikation der Mitarbeiter für ihr Unternehmen ein wichtiger Wettbewerbsvorteil ist. Und 83,2 Prozent geben an, dass Weiterbildung maßgeblich zum Unternehmenserfolg beitrage. Allerdings gibt es Firmen, die ihren Mitarbeitern das lebenslange Lernen ganz verwehren: Immerhin 10,3 Prozent sagen, dass ihr Unternehmen nur in absoluten Ausnahmefällen oder nie Fortbildungsmaßnahmen anbietet. Als Hauptgrund hierfür werden zu 70,7 Prozent die Kosten genannt, gefolgt von den Fehlzeiten (46,5 Prozent), keinem passenden Weiterbildungsangebot (11,6 Prozent) und gar keinem Weiterbildungsbedarf (3,3 Prozent).

5 Prozent der Arbeitszeit in Weiterbildung investieren

»Die Ergebnisse zeigen deutlich, dass die Unternehmen in Sachen Weiterbildung umdenken müssen«, kommentiert Timo Taubitz, Geschäftsführer des VDI Wissensforums, die Auswertung der Umfrage. »Wer wettbewerbsfähig bleiben will, sollte nicht nur in der Theorie auf seine Mitarbeiter setzen, sondern auch in der Praxis – auch und gerade jetzt nach der Krise.« Der Verein Deutscher Ingenieure (VDI) hatte 2008 ein Fünf-Punkte-Programm zur Weiterbildung aufgestellt, in dem er empfiehlt, mindestens 5 Prozent der Arbeitszeit in Weiterbildung zu investieren.

Im Durchschnitt werden knapp fünf (4,8) Tage pro Mitarbeiter in Weiterbildung investiert – das sind lediglich 1,9 Prozent der Arbeitszeit. In den meisten Fällen handelt es sich dabei um externe Angebote (93,7 Prozent). Zudem bieten Unternehmen häufig interne Weiterbildungen durch eigenes Personal an (80,3 Prozent). Inhouse-Weiterbildungen durch externe Referenten nehmen immerhin 75,7 Prozent wahr. Noch nicht etabliert sind E-Learning-Angebote, die nur 34,9 Prozent der Befragten nutzen.

Großer Mangel an sozialer, personaler und unternehmerischer Kompetenz

Ein teils deutlicher Unterschied zwischen Bedarf und Umsetzung zeigt sich bei der Frage, welche Art von Kompetenzen – soziale, personale und unternehmerische Kompetenz – geschult werden sollten und welche tatsächlich geschult werden.

Während sich Bedarf und Angebot bei den Fachkompetenzen mit 95,5 und 92,6 Prozent fast decken, klaffen in den anderen Bereichen deutliche Lücken. Schulungen in sozialer Kompetenz wünschen sich 78,4 Prozent der Befragten, Angebote gibt es aber nur bei 52,9 Prozent. Personale Kompetenzen halten 75,2 Prozent für wichtig, sie werden aber nur zu 44,9 Prozent geschult. Am wenigsten stehen unternehmerische Kompetenzen auf dem Programm: Dies ist nur bei 41,7 der Befragten der Fall, obwohl 68,8 Prozent sie für wichtig halten.

Als erfolgreich wird eine Weiterbildung bewertet, wenn die Arbeitsqualität des Mitarbeiters gestiegen ist (insgesamt 94,5 Prozent, »trifft voll und ganz zu« bis »trifft weitgehend zu«). Es folgt das Kriterium, dass der Mitarbeiter motivierter ist (94,4 Prozent) und dass sich seine Zufriedenheit erhöht hat (92 Prozent). 87,4 Prozent machen den Erfolg daran fest, dass die Zielerreichung gestiegen ist; 86,4 Prozent daran, dass der Mitarbeiter flexibler eingesetzt werden kann und 77,4 Prozent daran, dass eine Verhaltensänderung des Mitarbeiters im Tagesgeschäft sichtbar ist. Erst an letzter Stelle folgt mit 70,7 Prozent, dass die Kundenzufriedenheit erhöht ist.

Branchenvergleich: Landtechnik unzufrieden, Automobilbranche mit den besten Werten

Im direkten Vergleich zwischen den Branchen zeigt sich, dass die Befragten aus der Branche Landtechnik am unzufriedensten sind. Hier geben 66,3 Prozent an, dass in ihrem Unternehmen nicht genug Weiterbildung angeboten wird. Die beste Bewertung erhält im Vergleich die Automobilbranche mit 52,6 Prozent.

Der Anteil derjenigen, die gar keine Weiterbildung anbieten, ist in der Kunststoffindustrie mit 14 Prozent am höchsten, am niedrigsten ebenfalls in der Automobilbranche mit 8,5 Prozent. Erstaunlich ist, dass sowohl Kunststoffindustrie als auch Automobilbranche dies zu 18,2 Prozent damit begründen, dass es kein passendes Weiterbildungsangebot gebe. In der Branche Bautechnik dagegen gibt dies niemand als Grund an. Die Begründung, dass es gar keinen Bedarf für Weiterbildung gibt, nennen 9,1 Prozent der Befragten in der Kunststoffindustrie, 8,3 Prozent im Maschinen- und Anlagenbau und 2,4 Prozent in der Branche Chemie/Pharma. Die übrigen Branchen nennen dies nicht als Grund.

Hinsichtlich der geschulten Kompetenzen liegt die Branche Maschinen- und Anlagenbau im Bereich Fachkompetenzen mit 94,1 Prozent vorne, am niedrigsten liegt der Wert in der Landtechnik: 84,8 Prozent. Im Bereich Personale Kompetenz erhält Landtechnik mit 59,8 Prozent dagegen den deutlich höchsten Wert, am niedrigsten liegt er mit 39,7 Prozent in der Branche Chemie/Pharma. Soziale Kompetenzen werden am häufigsten in der Automobilbranche geschult (62,9 Prozent), am wenigsten in der Branche Energie (47 Prozent). Unternehmerische Kompetenz schreibt ebenfalls die Automobilbranche mit 51 Prozent am größten. Am niedrigsten ist der Wert in der Branche Chemie/Pharma mit 38,7 Prozent.

Hintergrund
VDI-educat-ING ist die Weiterbildungsinitiative des VDI Wissensforums. Die Umfrage wurde in sieben Branchen durchgeführt: Fahrzeugindustrie, Maschinen- und Anlagenbau, Kunststoffindustrie, Chemie/Pharma, Energie, Landtechnik und Bautechnik. Insgesamt haben sich 1.374 technische Fach- und Führungskräfte aus Unternehmen mit durchschnittlich 13.112 Mitarbeitern beteiligt, bei denen sie im Durchschnitt bereits 11,4 Jahre arbeiten.
(15.12.2010, prh)

VDI educat ING

Zur Kurssuche

Suchen in Neuigkeiten & Terminen

Inhalt auf sozialen Plattformen teilen (nur vorhanden, wenn Javascript eingeschaltet ist)