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Weiterbildung wird offenbar immer noch als Privatsache gesehen

Das Grazer Meinungsforschungsinstitut bmm befragte im Auftrag der steirischen Arbeiterkammer 506 ArbeitnehmerInnen, die entweder eine Lehre oder eine berufsbildende Schule absolviert hatten, über ihre Berufskarriere.

Die markantesten Ergebnisse:

  • 38,6 % aller Befragten sind nicht mehr in ihrem erlernten bzw. »Erstberuf« tätig.
  • Von den LehrabsolventInnen üben immerhin 71,6 % noch ihren erlernten Beruf aus. Hingegen sind mit 47,6 % weniger als die Hälfte der AbsolventInnen einer berufsbildenden Schule noch in ihrem ersten Beruf tätig.

  • 55,2 % der AbsolventInnen einer Lehre geben an, dass die in der Lehre erworbenen Kenntnisse »keine Auswirkungen« auf ihre Tätigkeit hätten, lediglich 10,9 % berichten von einem guten Fachwissen.

  • Nur 6,7 % wählten aufgrund einer professionellen Beratung ihren Lehrberuf bzw. die Berufsbildende Schule aus, die Hauptrolle spielen mit 63 % noch immer die Eltern.


Weiterbildung wirkt

169 der Befragten haben bereits mindestens eine (im Schnitt 2,8) Weiterbildungsmaßnahme konsumiert, 337 der Befragten sind bereits in Weiterbildung oder planen eine solche.

Als wichtigste Ergebnisse nennt die Studienautorin, bmm-Geschäftsführerin Mag. Claudia Brandstätter:

  • Bei 71,3 % haben die Weiterbildungen berufliche Verbesserungen nach sich gezogen.

  • 95,2 % sind mit ihrer beruflichen Situation nach der Weiterbildung sehr zufrieden bzw. zufrieden.

  • Diese Zufriedenheit hat allerdings wenig mit Geld zu tun: Nur für knapp 15 % ist die Erwartung eines höheren Einkommens tatsächlich eingetreten.

  • Lediglich bei einem Drittel kommt der Arbeitgeber für die Kosten (im Schnitt immerhin 2.370 Euro) auf, weitere 14% erhalten Förderungen. Knapp die Hälfte muss auf Eigenfinanzierung bzw. Finanzierung durch die Familie zurückgreifen.

  • Nur 25,3 % können die Weiterbildung in der bezahlten Arbeitszeit absolvieren.

  • Hauptinformationsquelle über angebotene Weiterbildungen ist mit 35,2 % bereits das Internet.

Weiterbildung als Privatsache

Vor allem der hohe Anteil der Eigenfinanzierung und die Tatsache, dass der Großteil der Befragten ihre Weiterbildung in der Freizeit absolvieren muss, stößt AK-Präsident Walter Rotschädl sauer auf: »Weiterbildung wird offenbar immer noch als Privatsache gesehen«. Das sei umso unverständlicher, als Weiterbildung von den ArbeitnehmerInnen verlangt wird, da Technologien und Arbeitsmethoden einem ständigen Veränderungsprozess unterworfen seien: »In Sonntagsreden wird die Notwendigkeit des Lebenslangen Lernens gepredigt, aber der Beitrag der Arbeitgeber und der öffentlichen Hand hält sich Grenzen.« Die AK fordere Bildungsfreistellung für berufliche Weiterbildungsmaßnahmen sowie eine Weiterbildungsoffensive in Form von Förderungen.

Die geringe Relevanz der in der Lehre erworbenen Fähigkeiten wertet Rotschädl als weiteren Indikator dafür, wie rasant sich Berufsbilder und Ausbildungsinhalte durch Technologiesprünge ändern, aber in manchen Bereichen auch als Zeichen für mangelnde Qualität der Lehrlingsausbildung.

Berufsinteressentest

Den verschwindend geringen Anteil der professionellen Berufsberatung nimmt die AK zum Anlass, die Bildungs- und Berufsorientierung auszubauen, kündigt AK-Bildungschefin Mag. Ursula Strohmayer an: »Die AK bietet bereits viele Leistungen in diesem Bereich an. Wir werden aber in Zukunft mehr in die Bildungs- und Berufsorientierung investieren.«

Als ersten Schritt bietet die AK im Internet einen Berufsinteressentest an: »Der Test ist in zwei Varianten, nämlich für Jugendliche und Erwachsene abrufbar.« Der etwa 20 Minuten in Anspruch nehmende Test erstellt ein Ranking an Berufen, die zum Persönlichkeitsprofil passen.

Quelle: Wiedergabe mit freundlicher Genehmigung der Arbeiterkammer Steiermark


(07.09.2012, prh)

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