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Ärzte trotz schwieriger Rahmenbedingungen mit Weiterbildung zufrieden

»Die meisten jungen Ärztinnen und Ärzte in Deutschland sind grundsätzlich mit den Möglichkeiten und Angeboten ihrer Facharzt-Weiterbildung zufrieden. Sie beklagen aber, dass hohe Arbeitsbelastung, Bürokratie und Überstunden ihren Berufsalltag prägen.« So fasste Prof. Dr. Jörg-Dietrich Hoppe, Präsident der Bundesärztekammer (BÄK), die Ergebnisse der ersten Befragungsrunde des Projektes »Evaluation der Weiterbildung« zusammen. Bei dem Projekt von Bundesärztekammer und Landesärztekammern haben fast 30.000 Ärztinnen und Ärzte im Rahmen einer Online-Umfrage Auskunft über die Situation der Weiterbildung in Deutschland gegeben. 

Die Globalbeurteilung der Weiterbildungssituation fällt mit 2,54 im Mittel gut aus. Mit Gut (2,13) bewerten die Assistenzärzte auch die Betriebskultur. Grundsätzlich zufrieden sind sie offensichtlich auch mit der Vermittlung von Fachkompetenz (2,52), mit der Entscheidungskultur (2,21), mit der Führungskultur (2,45) und mit der Lernkultur (2,39) an den Weiterbildungsstätten. Dabei weichen die Einschätzungen beim Vergleich der unterschiedlichen Fachrichtungsgruppen im stationären Bereich kaum voneinander ab. Ein Großteil aller Weiterbildungsassistenten (83,5 %) gibt zudem an, Fort- und Weiterbildungsveranstaltungen regelmäßig zu besuchen.

Die Ergebnisse der ersten Befragungsrunde zeigen aber auch, dass der ökonomische Druck den Arbeitsalltag der jungen Ärztinnen und Ärzte in Weiterbildung zunehmend bestimmt. »Marathondienste, unbezahlte Überstunden und Arbeitsverdichtung sind an der Tagesordnung«, sagte Hoppe. Die Umfrage verdeutliche auch, dass ärztliche Arbeitskraft zunehmend durch ständig wachsende nichtärztliche organisatorische und administrative Tätigkeiten beansprucht werde. »Die dadurch verschwendete Zeit steht bei den Weiterbildern und den Weiterzubildenden weder für die Patientenversorgung noch für die Weiterbildung zur Verfügung«, kritisierte der BÄK-Präsident.

Tatsächlich fallen häufig Mehrarbeiten und Überstunden an (91,5 %), welche in 13,9 % gar nicht dokumentiert und in 16,3 % weder durch Freizeit noch durch Bezahlung ausgeglichen werden. Darüber hinaus üben 80 % der Ärztinnen und Ärzte, die sich in Weiterbildung befinden, Bereitschaftsdienste aus, wobei fast 30 % nie oder sehr selten die Ruhezeiten gemäß Arbeitszeitgesetz einhalten können. Dies ist lediglich bei 7,7 % der Ärztinnen und Ärzte immer gewährleistet. Auch müssen 83,7 % nach Beendigung ihres Bereitschaftsdienstes weiterarbeiten und einer regulären Tätigkeit nachgehen.

Gefordert sind auch Ärztekammern und Weiterbildungsstätten, auf eine Optimierung der Bedingungen hinzuwirken. So ergab die Umfrage, dass bei Antritt der Weiterbildung lediglich der Hälfte aller Weiterzubildenden ein strukturierter Weiterbildungsplan vom Weiterbildungsbefugten zur Kenntnis gegeben wird. Auch geben fast 40 % der Weiterzubildenden an, dass keine Lern- bzw. Weiterbildungsziele vereinbart wurden. Die Ärzte beklagen zudem zu geringe Betreuung während der Weiterbildung sowie wenige Möglichkeiten für wissenschaftliches Arbeiten.

»Unser Ziel ist es, die ärztliche Weiterbildung in Deutschland kontinuierlich zu verbessern. Dazu müssen wir Transparenz über die Weiterbildungssituation schaffen. Wir wollen genau wissen, wo es Probleme gibt. Dort, wo es uns möglich ist, werden wir die Probleme beheben. Die Ergebnisse der Umfrage sind aber auch ein klares Signal an die Politik, endlich die Rahmenbedingungen für die Arbeit der Ärztinnen und Ärzte in Deutschland zu verbessern. Unser gemeinsames Ziel muss es sein, wieder mehr junge Menschen für die Arbeit am Patienten zu begeistern, indem wir den Arztberuf wieder attraktiver gestalten«, sagte Hoppe. (12.03.2010, prh)

siehe auch: Evaluation der ärztlichen Weiterbildung geht in die zweite Befragungsrunde

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