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Ersetzt 2030 die papierlose Weiterbildung den Seminarraum?

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Studie: »Lernen im Jahr 2030: Von Bildungsavataren, virtuellen Klassenräumen und Gehirn-Doping in der Führungs- und Fachkräfteentwicklung«

E-Books, Webinare und Telefonkonferenzen sind für die meisten Arbeitnehmer Alltag. Wenn es aber um Weiterbildungsmaßnahmen geht, dann finden sich die meisten im klassischen Schulungsraum wieder. Dabei hält die Digitalisierung Einzug in der gesamten Wertschöpfungskette der Unternehmen. Dies gilt ebenso für Lern- und Weiterbildungsumgebungen. Doch wie sieht die Wissensvermittlung künftig aus und wie wird sie organisiert? Wie werden neue Technologien Lernprozesse beeinflussen?

Der Beantwortung dieser Fragen geht das Institute of Corporate Education (incore) gemeinsam mit der F.A.Z. Executive School, Bayer MaterialScience und dem Corporate Campus für Management und Strategie der DZ BANK Gruppe im Rahmen einer breit angelegten Studie zur Zukunft der betrieblichen Weiterbildung nach. Die Ergebnisse der Befragung unter 102 Weiterbildungsexperten zeigen, dass die Rahmenbedingungen der Wissensvermittlung in Unternehmen sich in den kommenden Jahren maßgeblich verändern. Eine zentrale Rolle spielt dabei der verstärkte Einsatz von Technologie bzw. die Digitalisierung der Weiterbildung.

Digitalisierung auf dem Vormarsch

Die Veränderungen, die die technischen Entwicklungen bis 2030 mit sich bringen, betreffen drei Anspruchsgruppen auf unterschiedliche Weise:

• Weiterbildungsanbieter:

Neue Geschäftsmodelle für den Anbieter im Weiterbildungsmarkt entstehen: Der Zugang zu Informationen wird immer einfacher, gleichzeitig wird das Filtern und Interpretieren von Informationen schwieriger. »Informationsvermittlung« wird zu einem eigenständigen Berufsbild und zu einer Mehrwertdienstleistung bei Trainingsprogrammen.

• Unternehmen:

Virtuelle Unis sind die Antwort auf die zunehmende Internationalisierung und wirken dem anhaltenden Fachkräftemangel entgegen: virtuelle Lernumgebungen simulieren Seminarräume in fotorealisitischer Art und Weise, Aktualität und Exklusivität der digitalen Inhalte sowie Technologieneuheiten werden Statussymbole.

• Lernende:

Lernende Mitarbeiter sind künftig durch Avatare im Web repräsentiert und lernen in virtuell geschaffenen Lernumgebungen; in der Cloud können sie sich mit Kommilitonen austauschen und über Plattformen voneinander lernen. Für Mitarbeiter, die einen Lifestyle of Personal Development (LOPED) pflegen, könnte Bildung durch die voranschreitende Digitalisierung auch zu einem Konsumgut werden, wie bereits heute das Smartphone oder das Tablet: Bildung als neuer »Chic«.

In Summe sind die befragten Experten der Meinung, dass Technologie einen enormen Einfluss auf die Bildung der Zukunft haben wird – die geschätzte Wahrscheinlichkeit dafür, dass die fortschreitende Digitalisierung (Web 2.x) bis 2030 den Weiterbildungsmarkt komplett transformiert haben wird, liegt mit mehr als 63% sehr hoch.

»Unternehmen dürfen angesichts der zunehmenden Umweltkomplexität die Veränderungen im Weiterbildungsumfeld nicht aus dem Blick verlieren: um den zukünftigen Herausforderungen gerecht zu werden sind top-qualifizierte Mitarbeiter, die auch über Funktions-, Unternehmens- und Branchengrenzen hinweg denken, essentiell. Gleiches gilt auch für Weiterbildungsanbieter, deren Geschäftsmodelle zukünftig einen massiven Wandel erleben. Die Digitalisierung wird maßgeblich für die Veränderungen der kommenden Jahre verantwortlich sein – darauf müssen sowohl Unternehmen, Weiterbildungsanbieter als auch die Konsumenten vorbereitet sein«, sagt incore-Geschäftsführerin Nicole Gaiziunas-Jahns.

Weiterbildung 2030: Technologien und ihre Auswirkung

Die Ergebnisse der Untersuchung belegen, dass neue Technologien das Potenzial haben, die Weiterbildungslandschaft nachhaltig zu verändern. Die wichtigsten Trends zeigt ein Chancen-Radar (siehe Abbildung), das im Rahmen der Studie entwickelt wurde und Veränderungen bis zum Jahr 2030 antizipiert. Im Folgenden stellen wir ausgewählte Projektionen vor:

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Die virtuelle Universität (2016)

Die Internationalisierung der Weiterbildung schreitet voran. Vor dem Hintergrund des sich verschärfenden Fachkräftemangels insbesondere in den westlichen Ländern könnten Unternehmen von weltweit verfügbaren Fachkräften und ebensolchen Weiterbildungsangeboten profitieren. Trainingsprogramme innerhalb einer virtuellen Uni könnten zur attraktiven Mitarbeiterbindungs- und Entwicklungsmaßnahme werden. Universitäten wie beispielsweise Harvard, Stanford und Princeton bieten bereits heute kostenlose Vorlesungen im Netz an – mit Erfolg: Über 1 Million Studenten schrieben sich bereits im Herbst 2012 für solche Online-Angebote ein.

Simultan-Übersetzung (2018)

Das Karlsruher Institut für Technologie ist eine der ersten deutschen Einrichtungen, die im Jahr 2012 ein System zur automatischen simultanen Vorlesungsübersetzung erfolgreich eingeführt hat. Vorträge von Referenten werden aufgezeichnet, verschriftlicht und simultan ins Englische übersetzt. Ende 2012 stellte auch Microsoft eine Software-Lösung vor, die gesprochene Sprache in gesprochene Sprache inklusive tonaler Nachahmung des Redners übersetzt. Die weitreichenden Folgen dieser Technologieentwicklung für die Globalisierung des Weiterbildungsmarktes sind schon jetzt absehbar.

Semantisches Web (2020)

Das sogenannte semantische Web wird es uns in den kommenden Jahren ermöglichen, dass Maschinen Informationen im Web interpretieren und automatisch verarbeiten können. »Lernen« und »Weiterbildung« werden vor dem Hintergrund einer solchen weltweiten Entwicklung in Zukunft eine andere Bedeutung erhalten. In Seminaren und Trainings zu lernen, »wo« und »wie« Wissen verfügbar ist, könnte bedeutsamer werden als die Wissensaneignung und -vermittlung der Inhalte selbst.

Papierlose Bildung (2026)

Der Fach- und Lehrbuch Verlag McGraw-Hill Education stellt bereits heute 100 Prozent seiner Inhalte digital für amerikanische Schulen zur Verfügung. Die Lernplattform »Studyblue« ermöglicht es Studenten, Lernmaterial zu speichern, zu organisieren und ortsunabhängig per Web- oder mobile Anwendung aufzurufen. Zwei Beispiele, die zeigen, wie stark die Digitalisierung Einzug in den Bildungsbereich hält. Die langfristige Zukunft der (Weiter-)Bildung könnte also komplett papierlos ausfallen.

»Die Frage, wie wir mit der Herausforderung des lebenslangen Lernens umgehen werden, wird maßgeblichen Einfluss darauf haben, welche Art von Gesellschaft wir in den kommenden Jahren sein werden. Der Einsatz der Technologie und die damit einhergehende Digitalisierung und Globalisierung der Bildung ist dabei ein zentraler Faktor«, meint hierzu Dr. Heiko von der Gracht, Ko-Autor der Studie und Leiter des Think Tanks für Zukunftsmanagement von Incore. »Wissenschaft, Wirtschaft und Politik dürfen in diesem Prozess keine Zuschauer sein: Es liegt an ihnen, die Zukunft der Bildung zu gestalten«. (15.04.2014, prh)

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