Mehrheit der Angestellten nutzt KI – Weiterbildungsbedarf bleibt hoch

EY-Studie: Mehrheit fürchtet Jobverlust durch KI
Die Arbeitswelt in Deutschland erlebt durch Künstliche Intelligenz (KI) einen tiefgreifenden Wandel.
Laut dem aktuellen »EY European AI Barometer 2025« setzen inzwischen 81 Prozent der Beschäftigten in Deutschland KI-Tools im Arbeitsalltag ein – ein signifikanter Anstieg gegenüber dem Vorjahr und deutlich über dem europäischen Durchschnitt von 78 Prozent.
Die meistgenutzten Anwendungen sind Texterstellung (64 Prozent), Sprachassistenten und Chatbots (je 44 Prozent) sowie Übersetzungen (33 Prozent).
Unternehmen und Beschäftigte sehen vor allem Potenziale in Zeitersparnis, Kostensenkung und Fehlervermeidung.
Wachsende Verunsicherung: Angst vor Arbeitsplatzverlust
Mit der wachsenden Verbreitung von KI wächst auch die Unsicherheit: Sieben von zehn Beschäftigten gehen davon aus, dass KI Arbeitsplätze bedrohen könnte. 36 Prozent sorgen sich konkret um ihren eigenen Job, europaweit sogar 42 Prozent. Die Wahrnehmung von KI schwankt somit zwischen Hoffnung auf Effizienz und Furcht vor Automatisierung.
Nutzung unter Auflagen: KI nicht für alle frei verfügbar
Die rechtlichen und betrieblichen Rahmenbedingungen sind unterschiedlich ausgestaltet: Nur ein Drittel der Beschäftigten darf KI uneingeschränkt nutzen. 35 Prozent unterliegen klaren Vorgaben oder Einschränkungen, während bei jedem Fünften die KI-Nutzung komplett untersagt ist.
Die neue EU-Verordnung zur Künstlichen Intelligenz verpflichtet Unternehmen seit Februar 2025, alle Mitarbeitenden mit Kontakt zu KI-Systemen angemessen zu schulen. Ziel ist es, Chancen und Risiken besser einschätzen zu können.
Weiterbildung: Großes Interesse, geringe Zufriedenheit
Die Bereitschaft zur Weiterbildung nimmt zu: In Deutschland sind laut Studie inzwischen 63 Prozent der Beschäftigten bereit, sich professionell zu KI weiterzubilden und nehmen entsprechende Angebote wahr – im Vorjahr lag dieser Wert noch bei 37 Prozent.
Deutschland gehört damit EU-weit zur Spitzengruppe. Gleichzeitig ist nur jede*r vierte Beschäftigte mit dem aktuellen Weiterbildungsangebot zufrieden: 40 Prozent fordern mehr und qualitativ bessere Möglichkeiten. Die EU-Regulierung schreibt entsprechende Qualifizierungsmaßnahmen für Unternehmen ab 2025 nun verpflichtend vor.
Diskrepanz zwischen Management und Mitarbeitenden
Während 59 Prozent der Führungskräfte überzeugt sind, adäquate Weiterbildungsangebote zu bieten, teilt nur ein Viertel der Mitarbeitenden diese Einschätzung. Auch bei der Bewertung des Produktivitätszuwachses durch KI klaffen die Meinungen weit auseinander: 60 Prozent der Führungskräfte, aber nur 27 Prozent der Beschäftigten ohne Leitungsfunktion attestieren eine Verbesserung.
Herausforderungen für Unternehmen
Unternehmen stehen vor der Herausforderung, nicht nur einzelne KI-Tools zu implementieren, sondern auch die dafür nötigen Datenstrukturen, klarere Regelungen und bedarfsgerechte Weiterbildung zu etablieren. Externe Partnerschaften und gezielte Investitionen in Qualifizierung werden zunehmend zum Wettbewerbsfaktor.
(15.07.2025, prh)