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Duales Studium: Noch nie so viele Studierende

Mit rund 138.000 Studierenden verzeichnet das Duale Studium einen neuen Höchstwert.

In der Bildungslandschaft Deutschlands zeichnet sich eine bemerkenswerte Entwicklung ab, wie eine aktuelle Analyse des CHE (Centrum für Hochschulentwicklung) auf Basis der neuesten Daten aus dem Jahr 2022 offenbart.

Trotz eines stetigen Wachstums in den vergangenen zwei Jahrzehnten, bleibt das duale Studium, eine innovative Verknüpfung von akademischer Lehre und beruflicher Praxis, ein relativ selten gewähltes Studienmodell. Lediglich 4,7 Prozent der Studierenden in Deutschland entscheiden sich für diesen Weg.

Interessanterweise variiert die Beliebtheit des dualen Studiums deutlich zwischen den Bundesländern. An der Spitze steht Baden-Württemberg, gefolgt von Nordrhein-Westfalen und Bayern, die die meisten dual Studierenden verzeichnen. Diese geografischen Unterschiede spiegeln möglicherweise die unterschiedlichen wirtschaftlichen Strukturen und Bildungspolitiken der Länder wider.

Steigende Nachfrage nach Verbindung von Theorie und Praxis

Die Zahlen sprechen für sich: Zwischen 2019 und 2022 stieg die Anzahl der dual Studierenden um etwa 16.000. Sowohl die Zahl der Studienanfängerinnen als auch der Absolventinnen in dualen Studiengängen erreichte mit rund 45.000 bzw. 26.000 Personen neue Rekordwerte. Dies unterstreicht die wachsende Nachfrage nach einer Ausbildung, die theoretisches Wissen und praktische Erfahrung miteinander verbindet.

Diese Entwicklung könnte für Studieninteressierte von besonderem Interesse sein, die eine praxisnahe und berufsorientierte akademische Ausbildung suchen. Das duale Studium bietet eine attraktive Alternative zum traditionellen Hochschulstudium, indem es theoretische Grundlagen mit praktischer Anwendung verknüpft und somit eine direkte Brücke in die Berufswelt schlägt.

Praxisintegrierendes Format baut dominante Position aus

Die ursprüngliche Idee des dualen Studiums, Hochschul- und Berufsausbildung im Rahmen eines ausbildungsintegrierenden Studiums miteinander zu verzahnen, verliert laut den jüngsten Daten weiter an Bedeutung. Nur noch rund 21 Prozent der dual Studierenden sind hier eingeschrieben. Das entspricht einem Rückgang um rund sechs Prozent zwischen 2019 und 2022.

Im Gegenzug dominiert nun mit großem Abstand das praxisintegrierende Studienformat: Rund 75 Prozent der dual Studierenden nutzen ein solches Angebot, bei dem neben dem Studium vertiefte Praxisphasen in einem kooperierenden Unternehmen absolviert werden. Damit ist hier ein Zuwachs von sieben Prozent gegenüber 2019 zu verzeichnen. Den geringsten Stellenwert besitzt nach wie vor das berufsintegrierende duale Studium, bei dem Beruf und Studium miteinander kombiniert werden. Lediglich rund vier Prozent der dual Studierenden wählen dieses Format.

Schrumpfender Stellenwert der Universitäten beim dualen Studium

Ein Bachelorstudium ist im dualen Studium weiterhin vorherrschend, duale Master- oder Diplomstudiengänge sind weiterhin die große Ausnahme. 89,7 Prozent der dual Studierenden sind an Fachhochschulen bzw. Hochschulen für angewandte Wissenschaften (HAW) eingeschrieben. Danach folgen die Berufsakademien mit einem Anteil von 8,6 Prozent und das Schlusslicht bilden die Universitäten mit einem marginalen Anteil von 1,7 Prozent.

Zu den beliebtesten Fächergruppen im dualen Studium gehören die Wirtschafts- und Rechts-, sowie die Ingenieurwissenschaften. Einen wachsenden Anteil an dual Studierenden ist aber auch in den Gesundheitswissenschaften zu finden. Der Männeranteil im dualen Studium überwiegt mit 52,8 Prozent nur noch leicht. Mit einem Altersdurchschnitt von 22,6 Jahren sind dual Studierende in Deutschland rund 2,5 Jahre jünger als ihre Kommiliton*innen im Studium allgemein.

Deutliche Unterschiede zwischen den Bundesländern

Die Auswertung der Destatis-Daten für den »CHECK – Duales Studium in Deutschland« zeigt auf Ebene der Bundesländer große Unterschiede bei der Nachfrage. Mit rund 34.000 dual Studierenden ist Baden-Württemberg führend im Ländervergleich und stellt knapp ein Viertel aller Studierenden deutschlandweit. Mit deutlichem Abstand folgen Nordrhein-Westfalen und Bayern mit 22.000 bzw. 12.000 dual Studierenden.

Anders stellt sich die Situation der Länderzahlen im Verhältnis zur Gesamtzahl der Studierenden dar. Hier hat das Saarland eine Ausnahmestellung mit einem Anteil dual Studierender von 26,5 Prozent. Danach folgen mit großem Abstand Sachsen-Anhalt (10,3 %) und Baden-Württemberg (9,5 %).

Private Hochschulen legen beim dualen Studium zu

Die bundesweit führende Hochschule beim dualen Studium ist nach wie vor die Duale Hochschule Baden-Württemberg, an deren 13 Standorten 2022 insgesamt 31.751 dual Studierende eingeschrieben waren. Es folgen die in Thüringen ansässige IU Internationale Hochschule mit 21.786 dual Studierenden sowie die Deutsche Hochschule für Prävention und Gesundheitsmanagement mit 6.299.

Unter den zehn Hochschulen mit der stärksten Nachfrage nach dualen Studienangeboten finden sich fünf private Einrichtungen. An privaten Hochschulen sind mittlerweile 41 Prozent aller dual Studierenden in Deutschland eingeschrieben, das entspricht einem Plus von 5,6 Prozentpunkten zwischen 2019 und 2022. Auch dieser Sprung kann wieder hauptsächlich auf eine einzelne Hochschule zurückgeführt werden: Die IU Hochschule hat die Anzahl ihrer dual Studierenden seit 2019 ungefähr verdreifacht. Ohne den dort verzeichneten Zuwachs um rund 15.000 dual Studierenden wäre das quantitative Verhältnis zwischen privaten und staatlichen Hochschulen aktuell in etwa gleichgeblieben.

Optimierungspotenzial in Struktur, Vergütung und Qualitätskontrolle

Obwohl das duale Studium in Deutschland eine beachtliche Zufriedenheit unter den Studierenden genießt, wie eine Studie des CHE in Kooperation mit dem Forschungsinstitut Betriebliche Bildung (f-bb) aus dem Jahr 2022 zeigt, bestehen dennoch signifikante Bereiche, in denen Optimierungsbedarf herrscht.

Insbesondere die rechtlichen Rahmenbedingungen, die Qualitätssicherung während der Praxisphasen und nicht zuletzt die Vergütungsstrukturen bedürfen einer kritischen Überprüfung und Verbesserung. Diese Aspekte sind entscheidend für die Attraktivität und Effektivität des dualen Studiums. Eine angemessene Vergütung ist nicht nur ein Indikator für die Wertschätzung der Leistung der Studierenden, sondern auch ein wesentlicher Faktor für die soziale Gerechtigkeit und Chancengleichheit im Bildungssystem.

Die Qualitätssicherung in den Praxisphasen ist ebenfalls von großer Bedeutung, da sie sicherstellt, dass die Studierenden nicht nur theoretisches Wissen erwerben, sondern dieses auch effektiv in der beruflichen Praxis anwenden können. Hierbei geht es um die Schaffung von Standards, die eine hohe Qualität der praktischen Ausbildung gewährleisten und somit den Gesamtwert des dualen Studiums steigern.

Diese Herausforderungen anzugehen, ist entscheidend für die Zukunft des dualen Studiums in Deutschland. Es geht darum, ein Gleichgewicht zwischen den Bedürfnissen der Studierenden, den Anforderungen der Wirtschaft und den Bildungszielen der Hochschulen zu finden. Nur so kann das duale Studium seine Rolle als innovatives und attraktives Bildungsmodell weiterhin erfolgreich ausfüllen.

 

(19.01.2024, prh - nach einer CHE-Meldung)

CHECK - Duales Studium in Deutschland (Daten-Analyse 2024) - (PDF, 52 Seiten)

vgl.: »Beliebtheit dualer Studiengänge nimmt zu«

vgl.: »Kinder von Eltern ohne Hochschulabschluss nehmen eher ein duales Studium auf«

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