Betriebliche Weiterbildung in Hessen 2023
Herausforderungen und Entwicklungen in der betrieblichen Weiterbildung hessischer Unternehmen
Die Unternehmen in Hessen sahen sich auch im Jahr 2023 mit vielfältigen Herausforderungen konfrontiert. Neben konjunkturellen Unsicherheiten und Fragen der Personalentwicklung steht insbesondere die betriebliche Weiterbildung im Fokus.
Der vierte Bericht des jährlichen IAB-Betriebspanels beleuchtet die Entwicklungen in diesem Bereich und basiert auf einer Befragung von rund 960 hessischen Betrieben.
Steigendes Weiterbildungsengagement
Weiterbildung wird zunehmend als strategisches Instrument zur Fachkräftesicherung verstanden, insbesondere in Zeiten des Wandels und der Krisenbewältigung. Rund drei Viertel der befragten Betriebe haben die Bedeutung der Weiterbildung erkannt, insbesondere mittlere und große Betriebe. Kleinere Betriebe messen ihr dagegen tendenziell eine geringere Bedeutung bei.
Im ersten Halbjahr 2023 boten 43 Prozent der Betriebe Weiterbildungsmaßnahmen an - ein Anstieg gegenüber dem Vorjahr, aber immer noch unter dem Niveau von 2019, als 51 Prozent der Betriebe entsprechende Angebote machten.
Dynamischer entwickelte sich die Weiterbildungsquote der Beschäftigten: 31 Prozent der Arbeitnehmer*innen nahmen an einer geförderten Maßnahme teil, was das Niveau von 2019 (28 Prozent) übertraf.
Wachsende Vielfalt der Weiterbildungsangebote
Die Zunahme der Weiterbildungsaktivitäten spiegelt sich auch in einer größeren Vielfalt der angebotenen Formate wider. Sowohl externe als auch interne, digitale und Präsenzveranstaltungen wurden verstärkt genutzt. Insbesondere externe Kurse, Seminare und Lehrgänge sind nach wie vor ein bevorzugtes Format.
Darüber hinaus stieg die Nachfrage nach Lernformaten, die direkt am Arbeitsplatz stattfinden, sowie nach selbstgesteuertem Lernen mit digitalen Medien. Diese Entwicklung spiegelt die zunehmende Bedeutung flexibler Weiterbildungsangebote wider, die den Bedürfnissen von Unternehmen und Beschäftigten gerecht werden.
Zeitliche und finanzielle Unterstützung der Weiterbildung
In 73 Prozent der Betriebe finden Weiterbildungsmaßnahmen überwiegend während der Arbeitszeit statt. Größere Betriebe bieten diese Möglichkeit häufiger an als kleinere. In 22 Prozent der Fälle wurde eine Mischform aus Arbeitszeit und Freizeit genutzt, um den Weiterbildungsbedarf abzudecken.
Hinsichtlich der Finanzierung zeigt sich, dass 75 Prozent der Betriebe die Kosten vollständig übernehmen, während 14 Prozent keine finanzielle Unterstützung anbieten. Die Kostenübernahme ist ein entscheidender Motivationsfaktor für die Teilnahme der Beschäftigten an Weiterbildungsangeboten.
Zielgruppen mit ungenutzten Potenzialen
Die Befragung lieferte auch Hinweise auf Zielgruppen mit ungenutzten Weiterbildungspotenzialen. Rund ein Viertel der Beschäftigten in Hessen gehört zur Gruppe der Geringqualifizierten, während rund ein Drittel der Beschäftigten über 50 Jahre alt ist. Zudem sind 31 Prozent der Beschäftigten teilzeitbeschäftigt - trotz eines leichten Rückgangs im Vergleich zum Vorjahr.
Beschäftigte aus der Ukraine sind nur in wenigen hessischen Betrieben anzutreffen. Untersuchungen zeigen, dass Geringqualifizierte und Teilzeitbeschäftigte seltener an Weiterbildungsmaßnahmen teilnehmen. Hier besteht noch ein großes Potenzial, diese Gruppen stärker in die betriebliche Weiterbildung einzubeziehen und damit ihre Qualifikationen zu fördern.
Hintergrund
Das Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung der Bundesagentur für Arbeit (IAB) lässt seit 1993 jährlich Betriebe im Rahmen des IAB-Betriebspanels durch das Marktforschungsinstitut Verian Group (ehemals Kantar Public) befragen. Die Auswertung für Hessen erfolgt durch das Institut für Wirtschaft, Arbeit und Kultur.
Gefördert werden die hessischen Zusatzauswertungen von der Europäischen Union und aus Mitteln des Hessischen Ministeriums für Wirtschaft, Energie, Verkehr, Wohnen und ländlichen Raum sowie der Bundesagentur für Arbeit.
(24.10.2024, prh)
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