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»Wegweiser« für digitale Bildungsangebote gefordert

Foto: HPI / Kay Herschelmann

Ob kostenlose Onlinekurse oder Unterricht per Whiteboard: Digitale Bildung ist auf dem Vormarsch. Bisher ist das Potenzial in Deutschland jedoch bei Weitem nicht ausgeschöpft. »Wir brauchen eine Bildungs-Cloud für alle, damit jeder den Zugang zu digitalem Wissen bekommt«, fordert Prof. Dr. Christoph Meinel, Direktor des Potsdamer Hasso-Plattner-Instituts.

In den USA ist Bildung in vielen Bereichen bereits digitalisiert, von Schule bis Studium. Anders sieht es in Deutschland aus, hier gibt es noch Nachholbedarf. Wie der Zugang zu digitalen Bildungsangeboten verbessert werden kann und wie gemeinsames Lernen diese attraktiver macht, erklärt Christoph Meinel in fünf Thesen.

1. Eine digitale Bildungs-Cloud für alle
Internet-Lehrgang, Online-Studium oder Nachhilfe per Videochat: Die Zahl der digitalen Bildungsangebote wächst. Gleichzeitig ist es für viele Menschen schwierig, das richtige Angebot zu finden. Wie kann ich meine Fähigkeiten am besten weiterentwickeln? Welches Institut bietet ein Angebot, das zu mir passt? Fragen, die oftmals nur schwer zu beantworten sind. Deutschland braucht deshalb eine Bildungs-Cloud, die digitale Lernmöglichkeiten leichter auffindbar macht und Nutzer bei der Auswahl unterstützt. Eine Onlineberatung könnte beispielsweise auf einer umfangreichen Datenanalyse basieren – ein Prinzip, das auch viele Online-Shops nutzen: Was hat anderen Personen mit ähnlichen Voraussetzungen zum Erfolg verholfen? Was war für sie die richtige Wahl?

2. Qualitätskriterien festlegen
Das eine, einheitliche Qualitätssiegel für Online-Bildungsangebote kann es nicht geben – dafür sind die Anforderungen in den einzelnen Bereichen zu unterschiedlich. Institutionen wie Universitäten, Kindergärten oder Schulen müssen stattdessen jeweils eigene Qualitätskriterien definieren. Einen Hinweis auf die Qualität der Angebote können auch Prämierungen geben – wie etwa durch den Wettbewerb »Ausgezeichnete Orte im Land der Ideen«: In den letzten zehn Jahren wurden von der Deutschen Bank und der Initiative »Deutschland – Land der Ideen« zahlreiche digitale Bildungsprojekte ausgezeichnet.

3. Gemeinschaftsfaktor stärken
Massive Open Online Courses (MOOCs) werden immer beliebter. Allein auf der Internetplattform Open HPI des Hasso-Plattner-Instituts haben sich in den letzten drei Jahren 275.000 Menschen für die interaktiven Online-Kurse eingeschrieben. Pro Kurs nehmen 5.000 bis 10.0000 Nutzer teil. Ein Teil des Erfolgsgeheimnisses ist der Faktor Gemeinschaft. Wer zusammen mit anderen lernt, lernt meist besser. Er kann sich vernetzen, austauschen, Fragen stellen. Neue digitale Bildungsangebote sollten deshalb den sozialen Faktor stärker in den Mittelpunkt stellen. Zum Beispiel, indem Lernende selbst zu Mentoren werden oder kleinere Online-Veranstaltungen mit Offline-Terminen gekoppelt werden, bei denen man sich persönlich austauscht.

4. Lernen zum Spiel machen
Gamification ist ein Trend, der auch die digitale Bildung längst erfasst hat – und künftig weiter ausgebaut werden sollte, um Lernangebote im Netz attraktiver zu machen. Elemente aus dem Computerspielbereich motivieren die Lernenden, ihre Fähigkeiten zu verbessern. Punktesysteme oder Level-Upgrades geben Rückmeldung zum Leistungsstand. Spielerisch werden die Teilnehmer dazu angespornt, sich weiter zu steigern und ihr Wissen zu erweitern.

5. Schulen ans Netz
Die technische Ausstattung in Schulen ist oft mangelhaft – im internationalen Vergleich ist Deutschland hier schlecht aufgestellt. In einer aktuellen Studie bewerten Lehrer der Sekundarstufe I die Zahl der Endgeräte im Verhältnis zur Schülerzahl nur mit »Ausreichend«. Stationäre PCs sind zwar in 84 Prozent der Fälle vorhanden, aber 76 Prozent der Lehrer sagen, dass sie nur in speziellen Räumen zur Verfügung stehen. Schüler sollten die Möglichkeit haben, jederzeit per Internet auf alle Wissensinhalte zugreifen zu können – in jedem Unterrichtsfach und auch von zu Hause und unterwegs. Nur so können sie digitale Bildungsmöglichkeiten optimal nutzen.

Hintergrund
Christoph Meinel ist Professor für Internet-Technologien und -Systeme an der Universität Potsdam und Direktor des Hasso-Plattner-Instituts sowie Jurymitglied des Wettbewerbs »Ausgezeichnete Orte im Land der Ideen«.

(09.06.2016, prh)

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