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Weiterbildung in den Wahlprogrammen für die Bundestagswahl 2025

Raus aus der Flaute?

Prof. Dr. Bernd Käpplinger analysiert in einem Beitrag den Stellenwert der Weiterbildung in den aktuellen Wahlprogrammen der Parteien zur Bundestagswahl 2025. Er kommt zu dem Ergebnis, dass Weiterbildungsthemen im Vergleich zu 2021 deutlich weniger Beachtung finden, obwohl der Bedarf aufgrund von Fachkräftemangel, digitalem Wandel und wirtschaftlicher Unsicherheit hoch ist. Diese Entwicklung sei besorgniserregend, da Weiterbildung eine entscheidende Rolle für die Zukunft der Arbeitswelt spiele.

Deutlicher Rückgang der Nennungen von Weiterbildung

Käpplinger zeigt auf, dass Begriffe wie »Weiterbildung«, »Fortbildung« und »Erwachsenenbildung« in den Wahlprogrammen 2025 insgesamt nur noch 51 Mal genannt werden - ein drastischer Rückgang gegenüber 115 Nennungen im Jahr 2021. Dies könnte einerseits auf die vorgezogene Wahl und die dadurch verkürzten Wahlprogramme zurückzuführen sein.

Zum anderen könnte es darauf hindeuten, dass das Thema in der politischen Debatte an Bedeutung verloren hat. Dies wäre jedoch paradox, da sich die gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Rahmenbedingungen verschärft haben und Weiterbildung als Schlüssel für Wettbewerbsfähigkeit, soziale Teilhabe und Beschäftigungssicherung gilt.

Parteien mit großen Unterschieden im Fokus auf Weiterbildung

Die Parteien unterscheiden sich stark in der Häufigkeit und inhaltlichen Ausgestaltung ihrer Aussagen zur Weiterbildung:

  • DIE LINKE (17 Nennungen) und SPD (13 Nennungen) greifen das Thema am umfassendsten auf.
  • CDU/CSU und AfD (je 3 Nennungen) widmen der Weiterbildung kaum Aufmerksamkeit.
  • Bündnis Sahra Wagenknecht (BSW) (2 Nennungen) behandelt das Thema ebenfalls nur am Rande.
  • FDP (6 Nennungen) und Bündnis 90/Die Grünen (4 Nennungen) liegen im Mittelfeld.

Auffällig ist, dass nur die SPD ihre Nennungen im Vergleich zu 2021 steigern konnte, während alle anderen Parteien das Thema weniger stark betonen als in der letzten Legislaturperiode.

Überwiegend funktionales Verständnis von Weiterbildung

Die Analyse zeigt, dass die meisten Parteien Weiterbildung vor allem im Kontext der beruflichen Qualifizierung und der Anpassung an neue wirtschaftliche Herausforderungen betrachten. Weiterbildung wird vor allem als Mittel zur Sicherung der Beschäftigungsfähigkeit der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer und zur Unterstützung der Unternehmen bei Transformationsprozessen gesehen.

Lediglich DIE LINKE setzt hier einen Kontrapunkt, indem sie sich gegen eine »Pflicht zur Selbstoptimierung« ausspricht - also gegen die Vorstellung, Weiterbildung sei primär eine individuelle Bringschuld.

Auch Bündnis 90/Die Grünen gehen über ein rein ökonomisches Verständnis hinaus und betonen die allgemeine Weiterbildung als zentrale Säule des Lebenslangen Lernens. Kulturelle und politische Erwachsenenbildung, etwa zur gesellschaftlichen Teilhabe und Demokratieförderung, kommt in den meisten Programmen jedoch kaum vor.

Bedeutungsverlust trotz wachsender Herausforderungen

Käpplinger resümiert, dass die geringe Präsenz von Weiterbildungsthemen in den Wahlprogrammen besorgniserregend sei. Gerade angesichts der aktuellen Herausforderungen - demografischer Wandel, Wandel der Arbeitswelt, Digitalisierung und soziale Krisen - wäre eine stärkere Fokussierung auf Weiterbildung notwendig.

Der Rückgang der Nennungen deutet darauf hin, dass die Parteien die strategische Bedeutung der Weiterbildung für die Zukunftsfähigkeit Deutschlands unterschätzen. Eine umfassende und finanziell gut ausgestattete Weiterbildungspolitik sei aber unverzichtbar, um dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken, die Beschäftigten fit für den Wandel zu machen und den gesellschaftlichen Zusammenhalt zu stärken.

Es bleibt abzuwarten, ob und wie Weiterbildung nach der Bundestagswahl tatsächlich politisch priorisiert wird.

(12.02.2025, prh - nach einem Artikel im Blog von J.-M-Wiarda - mit freundlicher Genehmigung des Autors)

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