Bedeutung guter Arbeitsbedingungen für die Fachkräftesicherung

Fachkräftemangel und Arbeitsbedingungen: Der DGB-Index Gute Arbeit 2024
Angesichts der aktuellen wirtschaftlichen Herausforderungen sieht der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) die Stärkung des Fachkräftepotenzials als vordringliche Aufgabe an.
Dabei betont der DGB, dass ohne eine Verbesserung der Arbeitsbedingungen und der Mitarbeiterqualifizierung die Anstrengungen zur Fachkräftesicherung in Deutschland ins Leere laufen könnten.
Weiterbildung als Schlüsselinstrument
Betriebliche Weiterbildung wird in dem Bericht als zentrales Mittel zur Bekämpfung von Fachkräftemangel hervorgehoben:
- Verbreitung
45 % der Befragten nahmen in den letzten 12 Monaten an einer betrieblichen Weiterbildung teil. Dabei sind kurze Maßnahmen (weniger als eine Woche) dominierend. - Nützlichkeit
Längere Weiterbildungen werden von den Teilnehmenden als deutlich hilfreicher bewertet. - Ungleiche Verteilung
Vor allem Hochqualifizierte profitieren von Weiterbildungsangeboten, während Beschäftigte in Hilfstätigkeiten weniger Zugang und geringere Teilnahmequoten haben.
Herausforderungen und Hemmnisse
Der Index benennt zahlreiche Hindernisse, die die Teilnahme an Weiterbildungen erschweren:
- Fehlender Bedarf (58 %) oder keine passenden Angebote (47 %).
- Zeitmangel (39 %) und fehlende Vertretung (39 %) werden ebenfalls häufig genannt.
- Hohe Arbeitsbelastung reduziert die Teilnahmebereitschaft erheblich.
Förderliche Maßnahmen
Bestimmte Rahmenbedingungen fördern die Teilnahme an Weiterbildungsmaßnahmen:
- Beratung zu Weiterbildungsmöglichkeiten, zeitliche Freistellung und Kostenübernahme steigern die Teilnahme signifikant.
- Betriebe mit umfassenden Unterstützungsangeboten weisen höhere Weiterbildungsquoten auf.
Weiterbildungsbedarf von Geringqualifizierten
Der DGB betont die Notwendigkeit, insbesondere geringqualifizierte Arbeitskräfte besser in Weiterbildungsangebote einzubinden. Der Fokus auf Hochqualifizierte verschärfe die Fachkräftelücke, da Potenziale im unteren Qualifikationsbereich ungenutzt bleiben.
Schlussfolgerungen
Betriebliche Weiterbildung spielt neben den allgemeinen Arbeitsbedingungen wie Gesundheitsschutz und Arbeitszeiten eine entscheidende Rolle bei der Fachkräftesicherung.
Es braucht jedoch breitere und inklusivere Angebote sowie bessere betriebliche Rahmenbedingungen, um allen Beschäftigten Zugang zu gewähren. Weiterbildung muss als strategisches Instrument eingesetzt werden, um Fachkräfte langfristig zu binden und Qualifikationsdefizite zu schließen.
Hintergrund
Mit der repräsentativen Befragung zum »DGB-Index Gute Arbeit« werden seit dem Jahr 2007 im Auftrag des Deutschen Gewerkschaftsbundes abhängig Beschäftigte zu ihren Arbeitsbedingungen befragt. Im Jahr 2024 basiert die Studie auf einer Zufallsstichprobe von 6.985 abhängig Beschäftigten, die in Deutschland arbeiten.
Die Daten wurden im Zeitraum von Januar bis April 2024 erhoben. Telefonisch befragt wurden Arbeitnehmer*innen mit einer wöchentlichen Arbeitszeit von mindestens zehn Stunden aus allen Branchen, Berufs-, Einkommens- und Altersgruppen, Regionen und Betriebsgrößen.
Neben den Standardfragen zu Arbeitsbelastungen, Einkommen und Beschäftigungssicherheit sowie Gestaltungs- und Entwicklungsmöglichkeiten umfasste der Fragebogen im Jahr 2024 einen Schwerpunkt zum Thema Fachkräftesicherung. (15.11.2024, prh)