Koalitionsvertrag 2025: Bildung im Fokus, Weiterbildung vernachlässigt

Neue Regierung will in Schulen investieren – Erwachsenenbildung bleibt Randthema
Die designierte Bundesregierung aus CDU, CSU und SPD hat am 9. April 2025 ihren Koalitionsvertrag vorgestellt. Im Zentrum stehen massive Investitionen in Bildung, Forschung und Innovation.
Die Erwachsenen- und Weiterbildung bleibt jedoch weitgehend außen vor und wird fast ausschließlich unter arbeitsmarktpolitischen Gesichtspunkten betrachtet.
Fokus auf formale Bildung und Infrastruktur
Die Koalition setzt klare Prioritäten: Frühkindliche Bildung, Schulen und Hochschulen sollen gestärkt werden, um Chancengleichheit und gesellschaftlichen Zusammenhalt zu fördern. Milliarden fließen in die Modernisierung von Krankenhäusern, Brücken, Schulen und das Schienennetz.
Außerschulische Lernorte wie Volkshochschulen, Familienbildungsstätten oder Bibliotheken werden im Vertrag nicht erwähnt.
Weiterbildung: Nur als Fachkräftesicherung relevant
Wo der Begriff »Weiterbildung« auftaucht, geht es fast ausschließlich um die Sicherung von Fachkräften und die Stärkung digitaler Kompetenzen. Eine »digitale Kompetenzoffensive« soll neue Angebote für alle Altersgruppen schaffen, getragen von Start-ups, Bildungsanbietern, Sozialverbänden und der Wirtschaft.
Es sieht so aus, als würde lebenslanges Lernen damit auf arbeitsmarktpolitische Maßnahmen reduziert.
Gesellschaftlicher Zusammenhalt ohne Erwachsenenbildung
Der Koalitionsvertrag betont mehrfach die Bedeutung gesellschaftlichen Zusammenhalts. Investitionen in Kitas und Schulen sollen soziale Teilhabe ermöglichen. Zivilgesellschaftliche Organisationen und das Ehrenamt werden als zentrale Stützen der Demokratie hervorgehoben.
Die Rolle der Erwachsenen- und Weiterbildung für eine resiliente und demokratische Gesellschaft bleibt jedoch unerwähnt.
Personalpolitik und Ehrenamt: Kaum Impulse für Weiterbildung
Für Fachkräfte in der Weiterbildung sind kaum neue Impulse erkennbar. Die Regierung will das Verfahren zur Feststellung des Beschäftigungsstatus von Selbstständigen beschleunigen und gegen Scheinselbstständigkeit vorgehen.
Ehrenamtliches Engagement wird aufgewertet: Die Ehrenamtspauschale steigt auf 960 Euro, die Übungsleiterpauschale auf 3.300 Euro. Ein »Zukunftspakt Ehrenamt« soll das Engagement stärken. Eine erkennbare Strategie zur Fachkräftesicherung in der Erwachsenenbildung fehlt.
Integration und Grundbildung: Einzelne Lichtblicke
Einige Maßnahmen betreffen Grundbildung und Integration. Die Migrationsberatung für Erwachsene wird fortgeführt, Integrationskurse bleiben bestehen. Die Qualifizierungsberatung für Menschen mit ausländischen Berufsabschlüssen wird verstetigt.
Der Ausbau von Strukturen der Grundbildung erfolgt im Rahmen der »AlphaDekade«. Neue Schwerpunkte sind bei der Demokratie-, Gesundheits- und digitalen Grundbildung geplant – allerdings ohne übergreifende Strategie.
Fazit: Weiterbildung bleibt Nebensache
Im Vergleich zu Kita, Schule und Hochschule bleibt die Erwachsenen- und Weiterbildung deutlich unterrepräsentiert. Non-formale und informelle Bildungsangebote werden nicht berücksichtigt. Die Chance, durch eine umfassende Weiterbildungspolitik gesellschaftliche Resilienz, Teilhabe und Innovationsfähigkeit zu stärken, bleibt ungenutzt.
(15.04.2025, prh)
- siehe auch Lars Kilian: »Die Rolle der Erwachsenen- und Weiterbildung im neuen Koalitionsvertrag«
- siehe auch: »Koalitionsvertrag 2025 veröffentlicht«
- vgl.: »Volkshochschulen begrüßen Reformpläne zur Weiterbildung«
- vgl.: » Positionspapier »Weiterbildung stärken – Gesellschaftlichen Zusammenhalt sichern«
- siehe auch im Wortlaut: »Koalitionsvertrag 2025 zwischen CDU/CSU und SPD« (PDF, 146 Seiten)
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